Die Rotbemützten besetzten Luzerner Rütlisaal

Jeweils am zweiten Samstag im Januar treffen sich die Couleuriker der alten Reform (Berchtoldia, Fryburgia, Froburger, Welfen und Neu-Welfen) zur Innung. Dieses Jahr zum ersten Mal seit 1980 nicht in der Wirtschaft zum Schützenhaus auf der Allmend, sondern im historischen Rütlisaal beim Jodlerwirt in Luzern. An der «Landsgemeinde der Innerschweizer Reformstudenten», wie Adolf A. Steiner v/o Mops sel. einst die Innung bezeichnete, wird nicht gejodelt, dafür aber eifrig pokuliert und gesungen. Man kann die Innung heute auch als «Neujahrsempfang» nach couleurstudentischen Riten bezeichnen. Im Schützenhaus wurde der Anlass auf der Willkommtafel jeweils gar als «Bierparty» angeschrieben. Ganz unrecht hatte der anonyme Schreiberling nicht.  Aber es geht trotzdem etwas lockerer zu, als an den vom Trinkkomment beherrschten Anlässen.

Eingeladen hat auch dieses Jahr der Obmann Dominik Feusi v/o Caritas (Berchtoldia) und stellte die Innung 2019 unter das Motto «Im Himmel gibt’s kein Bier, drum trinken wir es hier». Er beherrschte während rund zwei Stunden die Szene und wurde dabei assistiert von der Rabenmutter Esther Krummenacher v/o Tilly (Berchtoldia). Die gut hundert Aktiven und Altherren kamen wiederum in den Genuss eines witzigen bis satirischen Jahresrückblicks von Obmann Caritas. Etliche Mächtigen dieser Welt, aber auch die Regenten unseres eigenen Landes nahm er mit träfen Sprüchen auf die Schippe.

Der präsidiale Jahresrapport ist jeweils der Höhepunkt der Innung. Es folgten dann wie immer die Ehrung der Verstorbenen und die Mitteilungen der Aktivitas aus den fünf Sektionen. Bevor der offizielle Teil zu Ende ging, war noch die Wahl des Obmanns der nächsten Innung zu erledigen. Wer einmal als Obmann auf den Schild gehoben wurde, hat es sehr schwer, wieder hinabzusteigen. Obwohl der Anfang der Innung nebulös ist, darf heute von einer über 80-jährigen Tradition ausgegangen werden. Und während dieser Zeit haben bloss vier Obmänner ihres Amtes gewaltet. Kandidaten für eine Kampfwahl haben keine Chance, sich durchzusetzen. Das durfte der Schreibende selbst einige Male erleben. «Wahlintrigant» Anton F. Steffen v/o Quasi (Welfen) hat es auch diesmal in Versform raffiniert zum Ausdruck gebracht: der neue Obmann ist der alte! So wird man vermutlich eine Weile warten müssen, bis ein neuer Obmann oder gar eine Obmännin die Innung dirigiert. Die nächste Innung vom 11. Januar 2020 jedenfalls ist dazu noch nicht reif.

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