An einem Freitagabend versammelten sich auf ein Neues wissenshungrige Berchtolder in unserem Stammlokal Beaulieu. Ein WAC stand auf dem Programm. Das Thema des WACs: das Problemkind der Schweizer Armee, das Munitionslager Mitholz.
Vor diesem Vortrag von Hans-Peter Aellig v/o Schüpa an diesem Abend, hatte ich erschreckenderweise keinerlei Kenntnisse über diesen Vorfall, der 1947 das Kandertal erschütterte – trotz seiner verheerenden Auswirkungen. Denn in der Nacht zum 20. Dezember 1947 kam es im Munitionslager Mitholz der Schweizer Armee zu einer der grössten künstlichen nicht-nuklearen Explosionen der letzten 100 Jahre.
Man vermutet, dass eine hochexplosive Kupfer-Stickstoffverbindung in einem Zünder die Kettenreaktion im Munitionslager ins Rollen gebracht hat. Die erste Detonation ereignete sich dabei um 23:30 und katapultierte dabei das nördliche Panzertor in die einige 100 Meter entfernte Bahnstation und zerstörte diese komplett. Einige Minuten später kam es zu einer zweiten Detonation, welche einige Häuser im naheliegenden Dorf durch ausgeworfene Trümmer beschädigte oder gar zerstörte. Schlussendlich um 10 nach Mitternacht kam es zur dritten und heftigsten Explosion, welche 250’000 m3 Gestein aus der Felswand mit sich riss und Gesteinsbrocken sowie scharfe Munition über hunderte von Metern weit weg schleuderte.
Ein grosser Teil der Munition wurde allerding dabei unter der einstürzenden Felswand begraben, welche bis heute noch nicht vollständig geborgen werden konnte. Und hier kommt auch Hans-Peter Aellig v/o Schüpa ins Spiel. Denn als Oberst im Generalstab wurde ihm die Aufgabe zugeteilt, eine Lösung für dieses Problem (oder zumindest Ansätze dafür) zu finden. Doch dies erweist sich um einiges schwieriger als man vielleicht im ersten Augenblick denken könnte. So hat zum Beispiel die begrabene Munition laut Oberst Aellig nach all diesen Jahren etwa nicht ihre Funktionsfähigkeit verloren, sondern ist durch die Witterung noch anfälliger auf Selbstauslösung geworden.
Was also tun mit diesem hochexplosiven Haufen aus Trümmern, Schutt und Sprengstoff? Räumen? Das würde Jahrzehnte dauern und mit extrem hohen Risiko für die Räumarbeiter verbunden sein. Sprengen? Das wiederrum könnte zu einer zweiten Verwüstung von Mitholz und der Lötschbergbahn führen.
Hans-Peter Aellig v/o Schüpa brachte uns mit seinem Vortrag und den anschliessenden Gesprächen während des Apèros also nicht nur diesen Vorfall vor 72 Jahren näher, sondern schilderte uns auch die Probleme, mit denen er heute noch während dem Ausführen seines Auftrags zu kämpfen hat. Ausserdem hat sich an diesem Abend auch gezeigt, dass sich diese Herausforderung bei ihm sicher in kompetenten Händen befindet.
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